Anton Mattmüller im Gespräch mit Frau Prof. Dr. Klärle

Veröffentlicht am 12.02.2021 in Aktuelles

Klimaschutz Forschen Planen Umsetzen Der Landtagskandidat der SPD, Anton Mattmüller, führte über Instagram einen Talk mit Prof. Dr. Martina Klärle. Klärle, die in Schäftersheim lebt und geboren ist, betonte zunächst ihre tiefe Verwurzelung im Kreis. Mit sieben Geschwistern aufgewachsen machte sie zunächst eine Ausbildung als Vermessungstechnikerin im Katasteramt Tauberbischofsheim. Sie studierte daraufhin Vermessungstechnik und Umweltwissenschaften, bevor sie ein Ingenieur-Büro gründete, in dem sie 25 Jahre selbstständig tätig war. 2007 trat sie eine Professur in Osnabrück an, bevor sie zur Uni Frankfurt wechselte, um im Fachgebiet Landmanagement zu forschen und zu lehren. Aktuell fungiert sie als Gesellschafterin ihres Unternehmens und ist Direktorin für Forschung in Bauen und Wohnen in Frankfurt sowie die Vizepräsidentin der Hochschule.

Klärle hat 2017 das Klimaschutzkonzept für den Main-Tauber-Kreis erstellt. Dies war auch Hauptthema des Talks. „Der Main-Tauber-Kreis hat das Potential dazu, der grüne Energiemotor im Land zu werden. Abgesehen vom Hohenlohekreis gibt es nirgendwo anders so gute Voraussetzungen dafür wie hier“, so Klärle. „Eine große Fläche, die relativ geringe Einwohnerdichte, hohe Windhöfigkeit, großes Solarpotential durch die Höhenlagen, viel Wald und landwirtschaftliche Flächen für die Biomasse bieten optimale Voraussetzungen.“
Klärle betonte, dass Ballungsräume durch hohe Einwohnerzahl und geringer Fläche oft nicht die Möglichkeit haben, die Energie zu produzieren, die sie zur Versorgung der Region benötigen. „Wir müssen dankbar sein, dass wir die Potentiale haben. Die zugehörige Wertschöpfungskette ist ein Wirtschaftsmotor für die Region.“ Dafür müssten die Anlagen durch regionale Unternehmen gebaut werden. „Klimaschutz bedeutet gleichzeitig auch eine Geldeinnahme. Noch nie lagen zwei Prioritäten so nah beieinander“ so Klärle. 
Mattmüller ergänzte: „Im Hinblick auf den Demographischen Wandel bietet kaum ein Bereich solche Chancen für den Kreis wie der Klimaschutz. Mehr Arbeitsplätze, aber auch Attraktivität durch bessere Mobilität sind Gold wert für den Main-Tauber-Kreis.“
Zum Thema Mobilität verwies Klärle auf die Zahlen: „Regenerative Energie in privaten Haushalten hat 30% Energie eingespart, in Unternehmen waren es 20 % und auch der öffentliche Energiesektor bewegt sich. Nur bei der Mobilität liegt die bisherige Energieersparnis unter 1 %.“ Beide Talkpartner waren sich einig, dass dort dringender Aufholbedarf besteht. 
Klärle erstellt auch Mobilitätskonzepte für den ländlichen Raum. Dafür brauche es Akzeptanz in der Bevölkerung. Mattmüller hierzu: „Wir müssen den Menschen Lösungen anbieten, die ökologisch sind und ihr Leben unmittelbar verbessern.“ 
Klärle ging dazu auf ihr Vorgehen ein: „Wir machen einen Schritt nach dem anderen. Durch einen Arbeitskreis werden Ziele veranschaulicht und den Kommunen wird dargestellt wieviel jetzt schon umgesetzt wurde.“ 

Umgesetzt wurde etwa die „Smarte Karre“ in Schäftersheim. Dabei handelt es sich um ein Car-Sharing Modell. Gemeinsam mit einem Start Up wurde hier eine App entwickelt, über die man u.a. Fahrer für Arztfahrten oder das Aufschließen für eigene Fahrten abwickeln kann. Das Modell wird mittlerweile von 40 Familien genutzt. 
Klärle betonte: „Das ist gelebte Nachbarschaftshilfe und kein Profitunternehmen.“ 
Mattmüller lobte die Idee und verwies auf ein anderes vorbildliches Projekt von Prof. Klärle: „Für den Hof 8 in Weikersheim haben Sie u.a. den Deutschen Nachhaltigkeitspreis und den Europäischen Solarpreis bekommen. Solch erfolgreiche Projekte zeigen den Menschen in der Region ganz klar: Ökologische Veränderungen bringen unmittelbare Vorteile.“ 
Der Hof 8 ist ein 200 Jahre alter Bauernhof, den Klärle gemeinsam mit ihrem Mann in einen Plus-Energiehof umgewandelt hat. Das heißt, dass der Hof mehr Energie produziert als benötigt wird. Daneben zeichnet sich das Projekt durch Co-Working Bereiche und altersgerechte Wohnungen aus.  

Auf Mattmüllers Frage hin, welche Potentiale im Kreis angegangen werden sollten, positionierte sich Klärle klar: „Wir brauchen 200-300, auch größere Windräder.“ Auf die Frage Mattmüllers, wie dafür Akzeptanz in der Bevölkerung geschaffen werden sollte, antwortete Klärle: „Heute lieben wir unsere Weinberge, früher galten sie als Landschaftsverschandelung. Gleiches gilt für Straßen. Ich glaube fest daran, dass auch Windräder in Zukunft anders wahrgenommen werden.“
Mattmüller verwies hier auf seine Külsheimer Herkunft: „Bei uns fliegen tagein tagaus Militärhubschrauber im Tiefflug, Panzer rollen und andauernd sind Schüsse zu hören. Dagegen ist der Störfaktor von Windrädern wirklich gering.“
Ein anderer wichtiger Punkt seien Photovoltaikanlagen. Klärle hierzu: „Wir könnten unseren ganzen Energievebrauch im Kreis decken, wenn wir nur auf 20% der Dächer PV-Anlagen hätten.“ Mattmüller verwies auf das SPD-Programm: „Wir fordern eine PV-Pflicht auf Neubauten. Davon profitiert nicht nur die Umwelt, sondern auch der Geldbeutel der Bürger. Und wenn wir mehr als 20% schaffen, können wir sogar den Strom verkaufen.“
„Abschließend fasste Klärle ihre zentralen Erkenntnisse zusammen: „Nirgendwo geht es leichter aktiv Klimaschutz zu betreiben als im Main-Tauber-Kreis. Und wir können das alles selbst bezahlen, weil es wirtschaftlich ist. Wenn jeder bei uns etwas tut, entsteht ein unheimlich großes Kraftwerk.“
Mattmüller stimmte ihr zu: „Klimaschutz ist kein Nachteil, sondern eine riesige Chance für die Region.“
 

 

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