„Mir sind AFD-Funktionäre eindeutig fremder als die meisten Geflüchteten“

Veröffentlicht am 20.11.2020 in Aktuelles

Mattmüller im Talk mit Pfarrer und Beststeller

Der Külsheimer Landtagskandidat der SPD, Anton Mattmüller, stellte letzte Woche weitere Forderungen für den Main-Tauber-Kreis vor. Das Motto lautete „Offenes Land“. Dazu führt er ein Live-Gespräch über die Social Media Plattform Instagram. Zu Gast war der Würzburger Friedenspreisträger, Bestseller-Autor und katholischer Hochschulpfarrer, Burkhard Hose. 
Hose ist seit Jahren in der Würzburger Zivilgesellschaft engagiert. Er schilderte unter anderem seine Eindrücke aus der Integrationsarbeit.

 Im vorangegangenen Programm-Workshop stellte Mattmüller die zentralen Forderungen der SPD vor. Diese beinhalten unter anderem Chancengleichheit für Frauen, Kampf gegen Diskriminierung und gleiche Rechte für LGBTs. Mattmüller setzte dabei die Inhalte in einen regionalen Kontext. So sei beispielsweise der Anteil an ausländischen Mitmenschen in den letzten Jahren gestiegen. Daher stelle sich naturgemäß die Frage, wie eine gelungene Integration gestaltet werden kann. Mit Blick auf den kürzlich erschienenen Familienbericht des Landkreises stellte Mattmüller fest: „Der Anteil der Berufstätigen wird sich aufgrund des Demographischen Wandels in Zukunft gravierend reduzieren. Die Integration von ausländischen Menschen ist daher ein wichtiger Baustein, um als Kreis zukunftsfähig zu bleiben.“ Schon jetzt haben viele Unternehmen Probleme, Ausbildungsstellen zu besetzen. 

Wie die Integration gelingen kann, wurde mit Pfarrer Hose beleuchtet. Neben der Sprache als wichtigste Voraussetzung plädierte Hose für mehr Geduld und weniger Pauschalisierungen im Umgang mit Geflüchteten. „Das sind ganz normale Menschen wie du und ich. Manche brauchen eben länger als andere und natürlich gibt es auch unter Geflüchteten unsympathische Menschen.“ Im Hinblick auf die AfD merkte der Pfarrer jedoch an: „Mir sind AFD-Funktionäre eindeutig fremder als die meisten Geflüchteten.“ Hose entwickelt in seinen Büchern Denkanstöße für ein besseres gesellschaftliches Zusammenleben. Im Hinblick auf die Integration, gerade auch im ländlichen Raum waren sich beide einig: „Neben Sprache und Geduld ist Austausch der wichtigste Schlüssel.“ Was im Kreis in vielen Sportvereinen und Betrieben schon gelebt werde, müsse auch auf andere alltägliche Felder übertragen werden. Mit Hinblick auf Vorurteile, die jeder Mensch hat, beschwichtigte Hose: „Man hat keine Schuld daran, wenn man Vorurteile hat. Das ist natürlich. Und es kann sogar Spaß machen, sich damit auseinanderzusetzen.“  Mattmüller fügte ergänzend an: „Die Angst vor etwas Ungewohntem ist normal. Aber wenn man Menschen erstmal persönlich kennenlernt, stellt man oft fest, dass die Gemeinsamkeiten die Unterschiede übertreffen.“ Hose forderte ein gesellschaftliches Verständnis, indem das „Wir“ mehr zählt als das „Die“. 

Mattmüller verwies ergänzend auf seine Motivation zur Kandidatur: „In so einem wohlhabenden Land wie Deutschland scheinen manchmal nur noch Ellenbogen zu zählen. Dabei sind wir miteinander viel stärker als gegeneinander.“ Er sehe die Politik daher in der Pflicht klar zu kommunizieren: „Wir müssen wieder ein stärkeres Bewusstsein dafür bekommen, dass wir als Gesellschaft auch von Dingen profitieren, die uns nicht unmittelbar selbst betreffen.“  Im Hinblick auf die Corona-Krise nannte er dabei das Bildungs- und Gesundheitswesen als Beispiel. „Mittlerweile fordert dort niemand mehr Privatisierungen oder Personaleinsparungen. Weil dieses Jahr uns vor Augen geführt hat, dass kollabierende Krankenhäuser oder geschlossene Schulen die gesamte Gesellschaft betreffen.“

Im Hinblick auf Corona machte Hose auch auf die Situation vieler Geflüchteter aufmerksam. In Bayern etwa gelte die Regelung in Gemeinschaftsunterkünften, dass bei einem positiven Testergebnis die ganze Unterkunft in Quarantäne muss. Dies hat zur Folge, dass in Würzburg 360 Menschen seit Wochen durchgehend eingesperrt sind. Hose unterstrich: „Man muss sich das so vorstellen: Wenn ich positiv getestet werden würde, müsste meine ganze Straße in Quarantäne. Und das wochenlang. Das ist unvorstellbar, passiert aber mitten in unseren Städten.“

Allgemein treffe die Pandemie vor allem die Schwächsten: Behinderte, Kinder aus prekären Verhältnissen, Geflüchtete und natürlich die vielen Senioren. Mattmüller mahnte hierzu: „Den Wert einer Demokratie erkennt man daran, wie sie mit ihren schwächsten Gliedern umgeht.“ Viele Senioren oder Behinderte würden seit Monaten eingeschränkt und in Sorge um ihre Gesundheit leben, so Mattmüller weiter. „Dass sich parallel dazu tausende Menschen treffen und das Virus leugnen, ist eine unglaubliche Verhöhnung gegenüber diesen Menschen. Ohne Abstand oder Maske werden krude Anne-Frank-Vergleiche bedient, weil Kindergeburtstage nicht gefeiert werden können. Aber wer durch das ganze Land fahren kann, um auf Superspreader-Events gegen eine angebliche Diktatur zu demonstrieren, der hat jegliches Verhältnis zur Realität vieler Menschen verloren.“ 

Weitere Infos zu Anton Mattmüller auf www.anton-mattmueller.de

 

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